
Die blaue Linie des Chicagoer Transportsystems setzt den Studenten unmittelbar vor seiner Universit
ät
UIC ab. Die Harrison Street
überquert, ist man auch schon auf dem riesigen Gel
ände der Universit
ät angelangt und braucht beim ersten Besuch die
Übersichtskarte zur Orientierung. Das Geschehen auf dem Campus allerdings ist bekannt: Studenten laufen von einem Geb
äude zum n
ächsten, sitzen auf B
änken und unterhalten sich oder liegen auf den Gr
ünfl
ächen und entspannen.
Bekannt für einen Besucher aus Leipzig ist auch der Look, das Aussehen des Campus. Die Dominanz kalter Beton- und Glasarchitektur prägt nämlich auch den Leipziger Campus. Prägte, wohlgemerkt. Denn seit ungefähr einem Jahr hat der Leipziger Student keinen Campus mehr. "Wegen Umbauarbeiten geschlossen", heißt es da.
Es ist mein zweiter Tag in Chicago und da ich in dieser teuren Stadt etwas Geld sparen möchte, plane ich, mein Mittagessen ausfallen zu lassen. Doch dank der US-Navy muss das gar nicht sein. Großzügig spendieren Männer in weißer Uniform free food - kostenloses Essen. Als Nicht-US-Bürger kann ich zwar nicht rekrutiert werden, greife aber zwei grosse Pizzastücken und eine eisgekühlte Pepsi ab. Beim Kauen meines kostenlosen Essens überlege ich, ob mir die Rekrutierung hungriger Studenten den Appetit verderben sollte und was wohl mit den zwei liebevoll aufgerichteten Ständen der Matrosen auf dem Leipziger Campus passieren würde. Wie schlagfertig würde wohl ein deutscher Student reagieren, wenn die Kameraden der Bundeswehr ihre neuen Leute mit Pizza und Cola auf dem Campus anfüttern wöllten?
Den amerikanischen Studenten scheint es jedenfalls zu schmecken. Und mir auch. Nach dem Essen begebe ich mich zum
SCE, dem Campus Informationszentrum. Sogleich staune ich
über den ausgepr
ägten Vermarktungsgeist der Universit
ät. Wer durch Leipzig mit einem T-Shirt seiner Uni spazieren m
öchte muss daf
ür schon in den Katalog oder das Internet schauen. Und muss sich dann auch noch
über zu hochangesetzte Preise
ärgen. Nicht aber an der UIC. Der Einkaufsbereich bietet alles zum g
ünstigen Preis. Egal ob M
ützen, Pullover, Taschen oder Rucks
äcke - einfach zugreifen und mitnehmen. Vor dem Einkaufsbereich sitzen noch
ältere Damen und verkaufen, wie auf einem Basar im Morgenland, Schmuck, Uhren und allerlei anderen Firlefanz. Die Universit
ät als kleines Einkauszentrum, warum nicht.
Jeder Student aus Deutschland, der
über die K
üche seiner Mensa nur jammert, sollte die Essm
öglichkeiten der amerikanischen Universit
äten ausprobieren. Dank meiner Navy-Pizzast
ücken war ich zwar satt, wollte aber aus purer Neugier ein wenig mehr
über das Speisenangebot der Uni herausfinden. Neben einigen Cafeterias in der Bibliothek und in diversen anderen Geb
äuden, beherbergt das SCE in seinem zweiten Stock zahlreiche Ketten amerikanischer (Fr)Esskultur, die dazu beitragen, dass auch die Menschen in Amerika etwas "gr
ößer" sind. Und die Preise sind ebenfalls gro
ß, aber wer sich die Geb
ühren an der UIC leisten kann (etwa 5000Euro pro Semester) wird sich auch ein t
ägliches Sandwich bei Subway leisten k
önnen oder sich am
üppigen Buffet der A
ll you can eat Halle zu bedienen wissen. Studentenfreundliche Preise gibt es f
ür die Studenten also

nicht, daf
ür aber auch keine hartgekochten Kartoffeln oder halbrohes Fleisch wie es die Besucher der Leipziger Mensa gew
öhnt sind.
Soweit also der erste Besuch an der UIC. Wichtig auch zu wissen, dass der Feierabend hier gegen 17:00Uhr Einkehr h
ält und alles au
ßer der Bibliothek seine Lichter dann ausknipst. Wenn die meisten Studenten das Gel
ände verlassen haben,
übernehmen gro
ße, mausgraue Eichh
örn-
chen den Campus und jagen einander durch die B
üsche und prall gef
üllten M
ülleimer. Hinzu gesellen sich noch kleine Hasen und die Universit
ät wird zum Spielplatz der Nager.