Chicago rühmt sich als Geburtsort der Wolkenkratzer (das zehnstöckige Home Insurance Building war 1885 das erste Haus mit Stahlskelett) und der Atombombe (die erste nukleare Reaktion schafften Wissenschaftler der University of Chicago). Doch etwas noch viel gewaltigeres hat seine Wurzeln in dieser Stadt: Der Chicago Blues.
Befragt man das Musiklexikon, hat es folgendes zur Geschichte des Chicago Blues zu berichten:
"Der Chicago Blues basiert auf dem unkomplizierten, rauhen und direkten Delta Blues. Die verarmte schwarze Arbeiterbevölkerung zog in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Süden der USA in die Großstädte des mittleren Westens. Hier kam ihr Blues mit dem städtischen Leben in Kontakt und wurde elektrisch verstärkt. Das Piano entwickelte sich neben der Gitarre zu einem prägenden Instrument des neuen Stils. Die Zeit von 1947 bis 1957 gilt als Blütezeit des Chicago Blues. In dieser Zeit prägten Blueser wie Muddy Waters, Little Walter, Howlin’ Wolf, John Brim, J.B. Hutto und andere den neuen, harten, elektrischen Combo-Blues aus der "Windy City"." (Quelle: Dieter Moll "Das Buch des Blues").
Aber Chicago ist groß und die Musikszene ist heute noch variantenreicher als damals. Wo also soll man hingehen, wenn man den Blues in seiner reinsten Form erleben will? Gitarrenlegende George Thorogood gibt in seinem Lied "Any town USA" die Antwort:
We gotta go back to Chicago
Down the Halsted Street
I want to hang around the Checkerboard Lounge
And get me something good to eat
Wrigley’s in the Windy City
Yeah, it blows my blues away
Back to Sweet Home Chicago
Down the Halsted Street
I want to hang around the Checkerboard Lounge
And get me something good to eat
Wrigley’s in the Windy City
Yeah, it blows my blues away
Back to Sweet Home Chicago

Da sitze ich nun im Kingston Mines, über vier Stunden lang. Mein letzes Bier strecke ich für mindestens eine Stunde und sehe dem Meister bei der Arbeit zu. Die Kneipe ist bis unters Dach gefüllt, ich finde einen Platz neben der Tanzfläche. Magic Slim flätzt lässig auf einem Barhocker auf der Bühne und genießt das Konzert mindestens ebenso sehr wie sein Publikum. Sein breites Grinsen verfliegt nicht mal beim Singen. Er ist mittlerweile ein alter Mann, hat nur noch wenige Zähne im Mund, aber die Hingabe und Eindringlichkeit, mit welcher er spielt, ist ein unvergleichliches Erlebnis. Einfach magic. Wer braucht da noch Wolkenkratzer und Atombomben?
1 comment:
Good for people to know.
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