Typisch amerikanisch sind für mich die kleinen Diners, diese gemütliche Mischung aus Schnellimbiss und Restaurant. Man tritt ein, manchmal bekommt man einen Platz zugeteilt und manchmal nimmt man sich selbst einen, aber immer landet man auf einem gemütlichen Sitz, der an die bequeme Couch zu Hause erinnert. Sofort steht ein Glas eisgekühltes Wasser auf dem Tisch, man hält die Speisekarte in Händen und bestaunt die riesengroße Auswahl an Burgern, Fritten und Salaten. Die Bedienungen tragen meist grüne oder rosa Kleider mit weißer Schürze und Namensschildchen und legen ein schnelles Tempo vor, um die Gäste nicht länger als nötig warten zu lassen.
Problematisch wird es für den Neuling in Amerika bei der Bezahlung. In Amerika wie in Deutschland kann man zur eigentlichen Rechnung ein kleines Trinkgeld geben. In Deutschland wird die Höhe dieses Trinkgelds nach eigenem Ermessen festgelegt, wenn man überhaupt Trinkgeld geben möchte. In Amerika ist es ein wenig anders. Das Trinkgeld sollte eine Höhe von 15-20% des Rechnungsbetrages haben und ist obligatorisch. Doch ich werde beim Essen manchmal das Gefühl nicht los, die Bedienung hat Angst um ihr Trinkgeld und will diese Angst durch doppelten Einsatz an Höflichkeit und Nachfrage ausgleichen. Und wenn aller zwei Minuten, mein Mund mit turkey, mashed potatoes und beans vollgestopft und zum Sprechen nicht fähig, nach meiner Zufriedenheit gefragt wird, ist das schon ein bisschen...störend. Denn man wird irgendwie das Gefühl nicht los, es geht der Kellnerin nicht wirklich um mein Wohl, sondern um das Wohl ihrer Brieftasche.
Tips sollte man als Gast eines amerikanischen Restaurants wirklich als seine Pflicht ansehen, da dies für viele Kellner der eigentliche Lohn ist. Dies gilt auch für Leute, die vom Trinkgeldgeben nicht viel halten, da sie in ihrem Job selbst unterbezahlt sind und dennoch keinen Obolus von der Kundschaft erhalten (vor meinem inneren Auge erscheinen meine Studenten, die mir nach einer schönen Unterrichtsstunde als Dankeschön ein paar Bucks auf den Schreibtisch legen). Übrigens: Im amerikanischen Restaurant zahlt man sein Trinkgeld nicht mit der Rechnung, sondern lässt seine Scheine auf dem Tisch liegen. Für das deutsche Aufrunden der Rechnung beim Bezahlen wird man nur verwirrt angeschaut.